Fledermaus-Netzhaut enthält Sinneszellen für Tagsehen
Deutsche Forscher haben herausgefunden, dass zwei untersuchte Fledermausarten auch tagsüber sehen und Farben wahrnehmen können. Bisher gingen Wissenschafter davon aus, dass die Netzhaut der Tiere nur Sinneszellen für das Nachtsehen enthält.
Fledermäuse der Art „Glossophaga soricina“ und „Carollia perspicillata“ können auch tagsüber sehen und Farben wahrnehmen. Dafür sind bestimmte Sinneszellen nötig, die so genannten Zapfen. Bisher gingen Wissenschafter davon aus, dass die Netzhaut der Tiere nur Stäbchen enthält, die das Nachtsehen ermöglichen. Die im Fachmagazin „PLoS ONE“ publizierte Studie von Forschern aus Frankfurt und Oldenburg ergab nun aber, dass zwei bis vier Prozent der Sinneszellen Zapfen sind und zur Wahrnehmung von Tageslicht und Farben dienten, teilte die Max-Planck-Gesellschaft mit.
Nützlich seien diese Sinneszellen etwa für die Suche nach UV-reflektierenden Blüten. Zudem helfen die Zapfen den Fledermäusen, sich während der Dämmerung zu orientieren und Raubvögel frühzeitig zu erkennen. Die Forscher fanden die Sinneszellen bei zwei in Süd- und Mittelamerika beheimateten Fledermäusen. Zur Orientierung in der Nähe benutzen Fledermäuse in erster Linie ihr Echoortungssystem. Die Tiere können so im Dunkeln Hindernisse und Beutetiere wahrnehmen. Für Entfernungen ab zehn Metern wird die Echoortung laut dem Communiqué allerdings ungenau.
Der Sehsinn erleichtere somit die frühzeitige Erkennung von Feinden, die Nahrungssuche und die Orientierung auf längeren Flugstrecken. Für Blüten besuchende Fledermäuse bringen die UV-Sehzellen zudem einen Vorteil, weil viele der Blüten UV-Licht besonders stark reflektieren.